Datum | So 17.09.06, 07:17-18:11 | |
Strecke | Weißenthurm - Remagen - Bonn - Köln - Leverkusen - Rheindorf |
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gesamt | gefahren | |
Zeit | 10:53:57 | 07:07:04 |
Schnitt | 9,79 km/h | 14,98 km/h |
km/Vmax | 106,65 km | 31 km/h |
Wetter | 2-4 bft NW, bis 28 km/h 18,5°-22,5°, neblig/diesig |
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Planwagentour durch Deutschland, 27. Tag
17.09.06, Weißenthurm - Rheindorf
Die Nacht hätte ja eigentlich schön ruhig werden können. Das entfernte Rauschen der Bundesstraße, das tiefe Brummen eines gelegentlich vorbeifahrenden Schiffes, all das war nicht wirklich störend. Wäre da nicht dieses dumpfe Klopfen gewesen. Kurz nachdem ich mich hingelegt hatte hörte ich es zum ersten Mal. Mein erster Gedanke war, das irgendwas am Planwagen gebrochen war, ein überanspruchtes Holzteil vielleicht? Als es immer öfter klopfte schien mir das aber nicht plausibel zu sein.
Des Rätsels Lösung: es waren Zweige, die im leichten Wind immer wieder von dem Baum vielen, unter dem ich Stand. Nicht besonders groß oder schwer, aber wenn sie auf die gespannte Plane des Planwagens treffen ist das so, als würde man auf eine Trommel hauen. Geschlafen habe ich dann aber doch ganz gut, denn bereits nach kurzer Zeit störte es mich nicht mehr. Aufgewacht bin ich davon zumindest nicht.
Heute sollte ja der Tourtag sein, auf dem mich Jürgen ein Stück begleitet. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich gemischte Gefühle deswegen. Ich war zwar schon mit anderen Forumsmitgliedern Tagestouren gefahren, aber das waren immer Touren ohne Planwagen. Wie würde es sein, könnte sich Jürgen mit dem für ihn bestimmt schneckenhaften Tempo anfreunden? Nun gut, es galt, das herauszufinden.
Als Jürgen gegen neun Uhr eintraf hatte ich bereits alles fertig gemacht und auch gefrühstückt. Wir konnten also sofort losfahren. Jürgen war mit dem Zug aus Königswinter gekommen, und bis dorthin wollte er mich auch mindestens begleiten. Eventuell auch noch ein bißchen weiter.
Um es gleich vorweg zu nehmen: Jürgen hat mich noch viel weiter begleitet, nämlich bis nach Leverkusen und damit auch viel weiter, als ich eigentlich vorhatte heute zu fahren. Und es war klasse, hat unheimlich viel Spaß gemacht.
Und das, obwohl heute keine besonders guten Voraussetzungen für eine lange Etappe gegeben waren. Das Wetter war von morgens an neblig, im Verlauf des Tages lichtete sich der Nebel zwar ein bißchen, aber es blieb ständig diesig und so wurde es auch kaum wärmer als 22°. Hinzu kam, daß der Wind auf Nordwest gedreht und bis 4 Windstärken zugenommen hatte, also war mächtiger Gegenwind angesagt.
Profitiert habe ich natürlich von Jürgens Ortskenntnis. So zum Beispiel in Bad Breisig, wo am Rheinufer das sogenannte Zwiebelfest stattfand. Ich wäre da sicherlich mitten rein gefahren, aber Jürgen wußte bescheid und so fuhren wir gleich durch den Ort.
Auch war Jürgen ein prima Schrittmacher; er fuhr immer ein kleines Tickchen schneller, als ich alleine gefahren wäre. Gerade soviel schneller, daß ich ihn nicht bremsen wollte und noch gut mit ihm mithalten konnte. Währenddessen haben wir die ganze Zeit geschnackt und so wurde es auch nie langweilig. Im Nu verflog die Zeit und als wir an der Brücke von Remagen die erste Pause einlegten stellte ich überrascht fest, daß wir bereits 30 Kilometer gefahren waren.
Bis dorthin waren wir fast ununterbrochen gefahren, nur einmal kurz hinter Bad Breisig hatten wir wegen einer blöden Schranke anhalten und umkehren müssen. Eigentlich wollten wir einen Weg ein Stück abseits des Rheins fahren, der laut Jürgen besser gewesen wäre. So mußten wir doch den Uferweg nehmen. Um dorthin zu kommen mußte ich aber eine sehr steile Rampe runter, wo nur ein Trampelpfad war. Das gab wieder genug Adrenalin für die nächsten Kilometer.
Auch die zweite Etappe von 20 Kilometern verging wie im Flug. Erst in der Bonner Rheinaue machten wir unseren nächsten Halt, wo ich zur Feier des Tages eine der beiden Flaschen Wein aufmachte, die ich im Kaiserstuhl geholt hatte. Die andere Flasche war natürlich schon leer, ich hatte mir fast jeden Abend seit Freiburg ein Gläschen gegönnt.
In Mondorf haben wir dann mit der Fähre auf die andere Rheinseite gewechselt. Mir war ja schon im Rad-Forum dazu geraten worden, Köln auf der rechten (östlichen) Rheinseite zu durchfahren, und auch Jürgen meinte, daß es wohl der bessere Weg sei.
Mit Ausnahme eines kurzen Stops an einer Tankstelle in Lüsdorf fuhren wir wiederum über 20 Kilometer durch bis nach Zündorf, wo ja mein geplantes Etappenziel für heute lag. Es war noch nicht mal 16 Uhr, das Wetter war ein klein wenig freundlicher geworden und wir hatte beide noch Lust, also fuhren wir weiter. Sicher war nur, an Köln mußte ich komplett vorbei, ehe ich einen geeigneten Standplatz für die Nacht finden würde. Jürgen schlug vor, einen kleinen Abstecher nach Leverkusen zu machen, wo Bekannte von ihm wohnen. Dort könnte ich ggf. den Planwagen in den Garten stellen.
Vor Leverkusen kam aber erst noch Köln, und in Köln kamen die Pannen. Zuerst brach mal wieder der rechte Scheinwerferhalter ab, den ich unterwegs ja schon mehrfach provisorisch mit Kabelbindern befestigt hatte. Nun war er endgültig ab und der Scheinwerfer wanderte ins Gepäck. Zum Glück ist es ja nur der Zusatzscheinwerfer, der Hauptscheinwerfer war ja noch dran.
Die zweite Panne war da schon schwerwiegender. Es war mal wieder die Kupplung. An der selben Stelle wie schon zuvor brach die Kupplungsplatte durch. Wie gut, daß ich in Dillingen notgedrungen eine komplette Ersatzkupplung gekauft hatte, so hatte ich nun eine Kupplungsplatte in Reserve. Die neue Platte war schnell montiert, nur Jügen war weg. Er hatte nicht mitbekommen, daß ich liegengeblieben war. Und in dem ganzen Trubel hatte er auch meine Rufe nicht gehört. Es dauerte eine Weile, bis er wieder angefahren kam.
Wir fuhren noch ein Stückchen weiter und machten kurz hinter dem Messeplatz eine weitere Pause. Den Vorschlag mit Leverkusen und Jürgens Bekannten hatte ich angenommen, denn laut Karte würde ich vorher ohnehin keine Möglichkeit zum Übernachten finden.
Die Fahrt nach Leverkusen rein war allerdings nicht sonderlich spannend, denn man fährt ein ganzes Stück durch Industriegebiete, einmal um’s Bayer-Werk herum. Mittlerweile war es auch schon recht spät geworden, als wir bei Jürgens Bekannten ankamen fing es schon leicht an zu dämmern. Auch mir dämmerte etwas, nämlich daß das mit dem Planwagen im Garten nicht klappen würde. Das Haus gehörte zu einer ehemaligen Arbeitersiedlung, wo es nur sehr schmale Durchgänge gab. Schon allein das Gartentor war ein paar Zentimeter zu schmal für den Planwagen.
Zum Glück war es von dort nicht mehr weit aus der Stadt hinaus und zum Rheinradweg . Ich wollte mir also dort einen geeigneten Platz suchen. Jürgen und seine Bekannten begleiteten mich noch bis zum Rheinradweg. Wir plauderten noch ein wenig und als ich mich endlich verabschiedete war es bereits dunkel geworden.
Bis zu einem ruhigen Plätzchen mußte ich auch nicht mehr weit fahren. Nach nur 3,5 Kilometern, in Höhe Rheindorf, lag eine große Wiese, durch eine Baumreihe vom Radweg abgetrennt. Optimale Bedingungen, ruhig und vom Radweg aus nicht einsehbar.
Abgelenkt durch die interessanten Gespräche und gezogen von Jürgen hatte ich also die zweitlängste Etappe der bisherigen Tour gefahren, und daß bei teilweise sehr kräftigem Gegenwind. Am Ende der Tour sollte es die drittlängste Etappe gewesen sein, denn einmal noch bin ich etwas weiter gefahren.
Das Fahren mit Jürgen hat unglaublich viel Spaß gemacht. Alle Bedenken, die ich hatte, waren absolut unbegründet gewesen. Ich hoffe, ihm hat es genausoviel Spaß gemacht und hoffe, daß ich mal wieder mit ihm eine Tour fahren kann. Vielleicht kommt er ja mal in meiner Gegend vorbei, dann begleite ich ihn.