Datum | Fr 27.06.08, 06:16-14:52 | |
Strecke | Wilhelmsh. - Dangast - Nordmentzhausen - Elsfleth - Blumenthal | |
gesamt | gefahren | |
Zeit | 08:35:36 | 05:31:17 |
Schnitt | 8,17 km/h | 12,72 km/h |
km/Vmax | 70,24 km | 25,2 km/h |
Wetter | 4-7 bft SW, bis 48 km/h 13,5°-22° regnerisch, später sonniger |
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GPS | Download als ZIP-Datei |
Tour nach Wilhelmshaven, 4. Tag
27.06.08, Wilhelmshaven - Blumenthal
Hatte ich gestern geschrieben, daß man in dem kleinen Einmannzelt nicht zu zweit frühstücken kann? Man kann, wie wir heute gezwungenermaßen beweisen mußten. Und nicht nur unser Frühstück nahmen wir im Zelt zu uns, auch das Verpacken der gesamten Ausrüstung erledigten wir dort, inklusive Isomatten und Schlafsack zusammenrollen. Der Grund: Sturm mit Windstärken bis 7 bft und teils heftigen Regenschauern.
Schon um kurz nach fünf wurde ich vom Flattern des Zeltes geweckt. Sofort war mir klar, daß das heute Morgen nicht lustig werden würde. Schließlich mußten wir alles zusammenpacken und bis neun Uhr an der Fähre sein, wollten wir heute über Butjadingen heimwärts radeln. Immerhin würden wir auf Butjadingen den Wind zunächst von schräg hinten haben, was ein kleiner Trost war. Laut Beaufort ist Windstärke 7 ja nur ein "steifer Wind". Angefühlt hat es sich aber wie ein ausgewachsener Sturm, bei dem wir mit Mühe und Not das Zelt irgendwie so zusammenlegten, daß es nicht als Bremsfallschirm am Fahrrad hängt.
Pünktlich um 8:45 Uhr standen wir dann am Ticketschalter der Fähre in einer längeren Schlange von Leuten, die nach Helgoland wollten. Als ich dann an der Reihe war wurde mir nur ganz lapidar mitgeteilt, daß die Fähre nach Eckwarderhörne heute wegen des Wetters nicht fahren würde. Wir könnten aber gerne nach Helgoland fahren.
Ärgerlich war natürlich, daß wir nun dieselbe Strecke zurückfahren mußten, die wir schon vorgestern gekommen waren. Wesentlich schlimmer war aber, daß wir nun die ersten Kilometer genau gegen den Wind fahren mußten, denn dieser kam aus Südwest. Auf den Schreck, und auch weil es gerade wieder anfing, stärker zu regnen, stellten wir uns an der Strandpromenade vom Südstrand erst mal unter und machten eine frühe, kleine Pause.
Als der Regen ein wenig nachließ machten wir uns dann aber doch auf den Weg. Von Fahren konnte auf den ersten 10 Kilometern kaum die Rede sein. Meist nur im Schrittempo quälten wir uns vorwärts. Erst ab Cäciliengroden waren wir weit genug um die Bucht herum, daß der Wind mehr von der Seite als von vorne kam. Trotzdem blieb das Radeln erst noch recht schwer. Erst kurz vor Dangast drehten wir Richtung Osten ab, so daß der Wind für ein paar hundert Meter von hinten kam. Dafür hatte der Regen wieder deutlich zugelegt.
In Dangast legten wir nach Südstrand und Flughafen bereits unsere dritte Pause ein. Bisheriges Durchschnittstempo war gerade mal 7 km/h. Sollte es so weiter gehen, dann würden wir über 10 Stunden bis Bremen brauchen und dort völlig durchnäßt eintreffen. Allerdings sollte die weitere Strecke mehr Richtung Südost verlaufen, so daß ich hoffte, daß wir es von nun an etwas einfacher haben würden.
Etwas einfacher hatten wir es dann auch zunächst. Der Wind kam von der Seite, teils sogar leicht schräg von hinten und wir konnten ab Dangast zunächst relativ locker radeln. Der Regen hatte vorübergehend auch aufgehört, und es schien sogar noch ganz angenehm zu werden. So gut ging es aber nur etwa 3 Kilometer. Im Augenwinkel sah ich noch, wie meine Tochter auf gerader Strecke ins Schlingern kam und in meine Richtung stürzte. Mit voll angezogenen Bremsen kam ich schnell zum Stillstand, immerhin waren wir nur ca. 12 km/h schnell. Und das war auch gut so, denn als ich mich umdrehte, lag sie mit vollem Oberkörper unter meinem Anhänger.
Wie genau es passiert ist konnte sie nicht sagen, und auch mir ist es ein Rätsel. Offenbar hatte sie versucht, einem kleinen Loch in der Straße im letzten Moment auszuweichen und war dabei auf dem regennassen Weg mit dem Vorderrad weggerutscht. Wobei das immer noch nicht erklärt, wie sie unter den Anhänger geraten konnte. Zumindest hatte sie einiges Glück im Unglück. Nicht nur, daß sie einen Helm trug, der auch nach dem Sturz deutliche Kratzspuren von dem Beton aufwies. Auch, daß sie wegen des Wetters einen Pullover und darüber eine Regenjacke sowie eine längere Hose trug, hat ihr sicherlich die eine oder andere Schürfwunde erspart.
So hatte sie lediglich ein paar Kratzer an den Händen, einen verstauchten Daumen und zwei Druckstellen an den Beinen. Das schlimmste für sie war anfangs wohl der Schreck, von dem sie sich aber bald erholte. Eine ganze Batterie Pflaster sorgten noch für das seelische Wohl und wie zur Belohnung kam danach sogar die Sonne raus. Einzig der verstauchte Daumen machte ihr die nächsten zwei Tage zu schaffen. Mittlerweile kann sie ihn aber wieder schmerzfrei bewegen.
Nach einer ausgiebigen Pause fuhren wir also weiter auf der Strecke, die wir schon gekommen waren. Also bis Wapelergroden am Jadebusen, dann bogen wir ab Richtung Mentzhausen, wo uns wieder mal die 6 km Geradeausfahrt erwarteten. Auf diesem Stück konnten wir dann einem weiteren heftigen Schauer in einer Bushaltestelle entwischen. Wir wurden zwar nicht naß, aber ich habe wohl blöderweise mein Klappmesser dort liegen gelassen, nachdem ich uns ein paar Äpfel geschält hatte. Zum Glück hatte ich neben weiteren Äpfeln auch noch ein zweites Messer dabei, so daß unsere Versorgung auch weiterhin gesichert war.
Kurz nach der Weiterfahrt erwischte uns zwar nochmal ein kurzer heftiger Schauer, aber das war dann zum Glück der letzte für heute. Wir bogen nach Westen in Richtung Elsfleth ab. Nun wurde alles etwas besser. Der Wind, immer noch bis 4-6 bft, kam nun meist von hinten, immer öfter kam die Sonne heraus und das Fahren machte uns beiden immer mehr Spaß. Die letzten acht Kilometer vor Elsfleth flogen wir mit meist 22 bis 24 km/h regelrecht über die Straße. Das war aber auch gut so, denn sonst hätten wir die Klappbrücke bei Elsfleth nicht mehr zur vollen Stunde erreicht und hätten eine Stunde warten müssen, oder einen größeren Umweg fahren müssen.
Wir erreichten die bereits herabgelassene Brücke um genau 2 Minuten nach 15 Uhr. Kurz zuvor hatten wir auch noch die beiden letzten Schafszäune der Tour passiert. Kaum waren wir über die Brücke gefahren, wurde diese auch schon wieder hochgezogen; das war knapp. Für uns die richtige Gelegenheit, erst mal eine ausgiebige Pause einzulegen. Schließlich hatte die Sonne nun endlich über die Wolken gesiegt und es war wieder richtig schönes Wetter geworden. Die letzten 13 Kilometer bis Blumenthal konnten wir sogar wieder gemütlich im T-Shirt fahren.
In Blumenthal übernachteten wir wieder bei unseren Verwandten. Zum Glück, denn ich hätte wirklich keine Lust gehabt, das nasse Zelt wieder aufzubauen und mich in den teilweise feucht gewordenen Schlafsack zu legen. Auch meine Tochter war froh, endlich angekommen zu sein. Ohne Abendessen war sie innerhalb einer viertel Stunde im Bett verschwunden und ward bis zum nächsten Morgen nicht mehr gesehen.