Datum | So 30.07.06, 06:14-17:03 | |
Strecke | Rodewald - Frielingen - Garbsen - Seelze - Wennigsen - Steinkrug - Springe - Brullsen | |
gesamt | gefahren | |
Zeit | 10:49:24 | 05:37:32 |
Schnitt | 7,34 km/h | 14,12 km/h |
km/Vmax | 79,44 km | 39,2 km/h |
Wetter | 2-5 bft S/SW, bis 31 km/h 22,4°-34,2°, meist sonnig |
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GPS | Download als ZIP-Datei |
Planwagentour durch Deutschland, 1. Tag
30.07.06, Rodewald - Brullsen
Ich bin also wieder auf Tour. Gerade die ersten Kilomter kommen mir immer etwas unwirklich vor; es dauert eine Weile, sich wieder an das Gefühl zu gewöhnen. Aber auch diesmal kam das erste Gefühl sehr deutlich von den Beinen. Ich spürte schon nach kurzer Zeit, daß die ersten Tage der Tour auch gleichzeitig Trainigstage werden sollten.
Dabei ging es – wie eigentlich immer hier im Flachland – erst mal recht beschaulich los. Nun gut, der Wind kam vom ersten Moment an direkt von vorne, dafür aber anfangs noch recht mäßig. Gerade mal genug, um die brennende Sonne nicht so sehr zu spüren. Denn die brannte nun schon seit zwei Wochen unbarmherzig aufs Land. So auch heute. Beides sollte sich in den nächsten Tagen noch ändern, der Wind würde zunehmen und die Sonne wegbleiben. Aber davon später mehr.
Eine erste unheimliche Begegnung der besonderen Art hatte ich schon nach wenigen Kilometern. Kurz vor Büren geht es einen kleinen Hügel hinauf; nicht sehr steil, gerade mal so, daß ich mit dem schweren Anhänger recht langsam werde. Zumindest langsamer, als Bremsen fliegen können. Ein ganzer Schwarm dieser blutsaugenden Ungeheuer (auch als Dase oder Bräme bekannt) stürzte sich auf mich und lies minutenlang nicht locker.
Ich bin wohl mit dem Planwagen noch nie so schnell diesen Hügel raufgeradelt, aber nur so konnte ich diesem Schwarm entkommen. Denn erst ab ca. 20 km/h ist man schneller als dieses Getier. Somit hatte ich aber auch schon nach kurzer Zeit sämtliche Kraftreserven verbraucht und war froh, daß es nun erst mal lange Zeit flach weitergehen würde. Flach und auch recht langweilig. Nicht nur weil ich die Strecke bestens kannte, sondern auch weil sie obendrein nicht besonders schön ist.
Erst hinter dem Deister würde es landschaftlich schöner werden. Dies war aber der kürzeste Weg zur Weser, die Alternative über Nienburg und ab dort entlang der Weser bedeutet einen Tag Umweg. Da der Weserradweg dort auch nicht unbedingt der schönste ist, hatte ich mich für den direkten Weg über Garbsen, Wennigsen und Springe entschieden. Diese Route hatte auch den Vorteil, daß ich am ersten Abend bei meinem Bruder Pause machen konnte.
War es bis Wennigsen nicht gerade eine schöne Strecke, so ist der Weg ab Wennigsen bis Steinkrug eine reine Katastrophe. Radwege sind, wenn überhaupt vorhanden, nichts weiter als ein schmales, auf den Seitenstreifen geschmissenes Asphaltband. Kaum breiter als ein Meter und teilweise holpriger als ein frisch gepflügter Acker, also nichts für mich und meinen Planwagen.
Die Straße ist aber kaum besser zu fahren. Zwar ist sie nicht so holprig, dafür aber wesentlich gefährlicher. Wird sie doch anscheinend von der einheimischen Bevölkerung als Rennstrecke benutzt. Mir war das ja schon letztes Jahr auf der Rückfahrt von Frankfurt aufgefallen; und tatsächlich scheint man in der Gegend um Wennigsen eine völlig andere Art des Autofahrens zu bevorzugen. Ich war heilfroh, endlich in Steinkrug anzukommen. Denn ab dort sollte der weitere Weg über einen gut ausgebauten Radweg führen.
Mittlerweile brannte die Sonne auch wieder in voller Stärke vom Himmel. Und das bei zunehmendem Gegenwind, der in Böen bis 5 bft erreichte. Gut, vor Wind und Sonne war ich die nächsten Kilometer geschützt, denn der Weg über den Deister geht durch den Wald. Als Gegenleistung gab’s dafür aber die erste ordentliche Steigung - und meine ersten Schiebemeter. Es würden aber auf dieser Tour nicht die letzten bleiben. Denn immerhin wollte ich noch über die Schwäbische Alb. Also sollte mir doch jeder Trainingskilometer recht sein.
Kaum oben angekommen gab es dann das, was auf so einer Tour nicht fehlen darf, worauf ich aber gerne verzichten kann: die erste Panne. Und mal wieder eine, die ich nicht zum ersten mal erlebte. Mich einem leichten Knacken verabschiedete sich mal wieder die Schraube des Brooks-Sattels. Das war ja schon auf der letztjährigen Frankfurttour passiert. Und nun, gerade mal ein Jahr später, schon wieder. Da es noch gut 20 km bis zum Tagesziel waren, mußte unbedingt Ersatz her, um den Sattel nicht zu ruinieren.
Leider war aber am Sonntag nicht so einfach ein Ersatz zu beschaffen. Also kam mir mein Bruder mit dem Auto entgegen. Geholfen hat es aber wenig, denn eine passende Schraube hatte auch er nicht. Also wurde vorerst mal mit jeder Menge Kabelbinder improvisiert. Die hatte ich zum Glück in ausreichender Menge dabei.
Gehalten haben sie aber nicht lange. Nach nur wenigen Kilomtern waren die Kabelbinder gerissen, obwohl ich extra probiert hatte, den Sattel nicht allzusehr zu belasten. In Springe stand ich also wieder vor dem Problem. Die Lösung fand ich in Form der Abspannleine des Planwagens. Damit lies sich der Sattel so zum Rahmen fixieren, daß ich damit problemlos weiterfahren konnte.
Obwohl ich am nächsten Tag erst mal eine Schraube organisierte, blieb die Leine bis zum Ende der Tour am Sattel. Erstaunlicherweise fuhr es sich damit angenehmer, weil der Sattel weniger federt und ich einfach besser darauf sitzen konnte. Die Leine erfüllt in etwa denselben Zweck, als wenn man die Spannschraube des Sattels extrem anzieht. Nur sieht es nicht besonders schön aus.
Der weitere Weg Richtung Brullsen war nicht besonders ereignisreich. Es ging leicht hügelig auf einem Radweg entlang der Bundesstraße, bergauf recht mühsam aber dafür mit ein paar schönen langen Gefällstrecken.
Ein bißchen aufs Tempo drücken mußte ich auch, denn die schwarzen Wolken am Himmel verhießen nichts gutes. Da war ein mächtiges Gewitter im Anmarsch. Also wurde auch die letzte Steigung zwischen Hachmühlen und Brullsen schnellstmöglich in Angriff genommen.
Genau mit den ersten dicken Tropfen kam ich dann am Ziel an. Also wurden Rad und Planwagen sofort in die Garage geschoben und ich machte mir einen schönen Abend bei meinem Bruder. Natürlich war ich froh, nicht gleich am ersten Abend dieser Tour mitten in einem schweren Gewitter und freiem Himmel zu übernachten. Zumindest Regen sollte ich aber auf dieser Tour noch genug erleben, zum Glück aber nur wenige Gewitter.