Datum | Mo 07.08.06, 07:35-17:11 | |
Strecke | Eberbach - Zwingenberg - Gundelsheim - Bad Friedrichshall - Neckarsulm - Heilbronn - Talheim | |
gesamt | gefahren | |
Zeit | 09:36:08 | 05:11:49 |
Schnitt | 7,41 km/h | 13,69 km/h |
km/Vmax | 71,14 km | 39,4 km/h |
Wetter | 2-3 bft WNW, bis 25 km/h 18,5°-30,4°, sonnig |
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GPS | Download als ZIP-Datei |
Planwagentour durch Deutschland, 9. Tag
07.08.06, Eberbach - Talheim
Der Tag der Katastrophe - und beinahe das vorzeitige Ende der Tour! Nein ich rede nicht vom Campingplatz in Eberbach , der zwar nicht schön war, aber sicher nicht als Katastrophe bezeichnet werden kann. Obwohl ich es zumindest als Frechheit empfand, für den schlechten Standplatz am schiefen Hang auch noch 12,50€ zu verlangen.
Wie schon gesagt, zumindest die Duschen waren gut und sauber, und so fuhr ich gegen halb zehn frisch geduscht und ausgeschlafen weiter. Heute sollte es weiter den Neckar raufgehen. Ich blieb zunächst auf der rechten Uferseite, was sich aber schon nach wenigen Kilometern als unglückliche Entscheidung herausstellen sollte. Der Asphaltweg ging bald in einen Waldweg mit Grasnarbe über, bei leicht feuchtem Boden nur schlecht zu fahren. So fuhr ich zum Glück kaum schneller als 10km/h, als mein Blick auf das erste Hindernis des Tages viel.
Es handelte sich um eine Bake in der Wegmitte, die aber zum Glück bereits umgelegt war. Trotzdem hielt ich an, um mir das Teil genauer anzuschauen. Und das war gut so, denn am Scharnier der Bake ragten zwei ca. 10cm hohe Metallplatten senkrecht aus dem Boden. Bei schnellerer Fahrt hätte man das nie sehen können, vor allem, weil die Bake in der Grasnarbe lag. Da drüber zu fahren kann in einem bösen Sturz enden.
Übrigens, in natura ist die Bake viel schlechter zu erkennen als auf den Fotos. Vor allem bei dem Sonnenlicht, welches teilweise durch das Blätterdach fällt. Ich kann also nur jedem empfehlen, der dort Rad fährt, genau aufzupassen.
Erleichtert, die Falle gesehen zu haben, fuhr ich im gemächlichen Tempo von ~10km/h weiter. Und das war gut so, denn die eigentliche Katastrophe sollte erst eineinhalb Kilometer später passieren. Zu hören war nur ein lautes Knacken. Und dann ging alles sehr schnell, das Hinterrad blockierte, stellte sich quer und ich wurde vom Gewicht des Planwagens noch ein oder zwei Meter geschoben, ehe ich zum Stillstand kam. Wäre das bei etwas höherem Tempo passiert, womöglich noch bergab … ich mag es mir gar nicht vorstellen!
Was war eigentlich passiert? Nun, das ist schnell erklärt: die Achsplatte der Kupplung war gebrochen, mitten durch die Bohrung für die Achse. Die Deichsel des Anhängers klemmte sich dann, von seiner eigenen Fangleine gehalten, zwischen Hinterbau und Laufrad und blockierte dieses.
Beim Anblick des Schadens war mein erster Gedanke: das war’s! die Tour ist zuende. Es war zu befürchten, daß der komplette Hinterbau das Rades mächtig verzogen ist, so sah es ja auch aus. Außerdem rechnete ich mit mehreren gebrochenen Speichen, was aber das kleinere Übel gewesen wäre.
Es dauerte ein paar Minuten, ehe ich mich soweit gefasst hatte, daß ich etwas nüchterner über die Situation nachdenken konnte. Zuerst einmal zog ich die Deichsel aus dem Rad, was nur mit einiger Kraftanstrengung ging. Danach stellte sich zum Glück heraus, das der Hinterbau des Rades wohl doch nicht verzogen war, sondern nur der Gepäckträger schief saß. Es war auch keine einzige Speiche gebrochen, nur eine ganz leichte Acht war im Hinterrad, nur so leicht, daß es sicher kein Problem darstellt.
Der einzig wahre Schaden war also offensichtlich die Kupplung. Nur wo kriegt man mitten im Wald eine neue Kupplung her? Wo ist der nächste Radhändler, der genau diese Kupplungen verkauft und auch vorrätig hat? Und wie komme ich dort hin? Ich konnte ja schlecht den Planwagen mitten im Wald stehen lassen.
Zwei Radler, die kurze Zeit später vorbeikamen, nahmen mir vorerst jegliche Hoffnung, auf die Schnelle weiterzukommen. Im nächsten Ort, Zwingenberg, würde es wohl keinen Radhändler geben. In Eberbach, wo ich herkam, wüßten sie zwar einen, aber es wäre ein kleiner Laden ohne Werkstatt. Da es bis Zwingenberg 2km und zurück nach Ebersbach 7km waren, entschloß ich mich, mein Glück in Zwingenberg zu versuchen.
Nun hieß es also, Rad und Planwagen dorthin zu schieben. So schwer ist das nicht, solange es auf gutem Belag flach geht. Allerdings hatte ich einen Kilometer noch auf dem Waldweg zu schieben, und flach war es keineswegs. Bergan schieben ist dabei weniger schlimm. Am kritischsten waren die letzen dreihundert Meter vor der Fähre Zwingenberg, wo es ca. 3% bergab ging. Ich mußte ziemlich aufpassen, daß mir der Planwagen nicht zu schnell wurde, ich hätte ihn sonst kaum halten können.
Hier an der Fähre begann dann aber der positive Teil der Geschichte. Der Fährmann war wirklich bestürzt über meine Panne. Er lies nichts unversucht, mir zu helfen. Er telefonierte verschiedene Radhändler in der Gegend ab, leider hatte aber keiner eine entsprechende Kupplung. Kurz darauf kam ein Forstarbeiter mit seinem Unimog an die Fähre. Der hatte die rettende Idee: es gäbe im Ort die Firma Kuebler , welche eine Werkstatt hätte und wo man mir sicher weiterhelfen könnte. Ich lies also den Planwagen an der Fähre und machte mich auf den Weg zur Firma Kuebler.
Dort war man äußerst hilfsbereit. Tatsächlich hatten sie dort eine gut ausgestatte Werkstatt mit Drehbänken, Schweißgeräten und allem, was man für eine Reparatur brauchen kann. Der Werkstattleiter nahm sich meines Problems an und schweißte mir die Achsplatte fachmännisch wieder zusammen. Und das ganze für einen 5er in die Kaffekasse.
Ich weiß, daß sie es hier wohl nie lesen werden, aber trotzdem vielen Dank an den Fährmann, den Forstarbeiter und vor allem die Mitarbeiter von Kuebler, die mir alle selbstlos und ohne eine Gegenleistung zu verlangen geholfen haben. Ohne sie hätte meine Zwangspause sicher länger gedauert und ich wäre heute nicht mehr weitergekommen.
So hat es vom Bruch der Kupplung bis zur fertigen Reparatur nicht mal 2 Stunden gedauert. Inklusive der Zeit, die ich schiebend bis Zwingenberg gebraucht habe. Um 10:07 war die Kupplung gebrochen, um 11:59 stand ich mit geschweißter Kupplung und wieder angehängtem Planwagen abfahrbereit an der Fähre. Ich machte trotzdem noch eine kurze Pause ehe ich weiterfuhr.
Um es gleich vorweg zu nehmen: die Kupplung hat bis zu meiner Ankunft in Rienharz, also die nächsten 170 Kilometer, gehalten. Und das, obwohl ich noch einige schwere Wegstücke mit großer Belastung für die Kupplung zu bewältigen hatte.
Die ersten Kilometer ab Zwingenberg waren sehr gut zu fahren. Im nächsten Ort, Neckargerach, wechselte ich wieder auf die rechte Flußseite, um nicht entlang der Bundesstraße fahren zu müssen. Hier ging es entlang einer ruhigen Landstraße sehr gemütlich vorwärts. Bis kurz hinter Hochhausen, wo der ausgeschilderte Radweg auf einmal weg von der Straße in die umliegenden Weinberge führte. Und das mit einer 6%tigen Steigung. Bei Temperaturen um die 30° genau das, worauf ich gewartet hatte.
Warum dieser kurze Ausflug in die Weinberge nötig war weiß ich nicht, denn schon nach 2 Kilometern kam ich wieder an die Straße. Im nächsten Ort, Hassmersheim, war dann die Ausschilderung etwas lückenhaft, so daß ich die Wahl hatte: der Straße in die Berge zu folgen oder auf dem Weg unten am Fluß zu bleiben. Natürlich entschied ich mich für den Weg unten, und damit falsch! Denn aus dem anfangs asphaltierten Weg wurde bald ein Waldweg, der später zum Trampelpfad schrumpfte. Und dann als Pfad steil nach oben ging. Aber wer mich kennt weiß, daß ich sehr ungern umkehre. Also wurde mal wieder geschoben, erst das Rad und dann der Wagen.
Tja, und oben angekommen stand ich wieder an der Straße, nur leider hinter der Leitplanke! Zum Glück endete die Leitplanke ein paar Meter weiter und es war gerade eben genug Platz, um Rad und Planwagen da durchzuschieben. Hätte ich gewußt, daß derartige Exkursionen und Umwege von nun an bis Rienharz zum Normalfall werden sollten, ich hätte wahrsscheinlich nie wieder die Bundesstraße verlassen.
Für heute sollte dies aber der letzte Ausflug in die Botanik gewesen sein, und so ging es erst mal entlang der Straße Richtung Bad Friedrichshall. Dort war ich auf meiner Tour 2003 vom Neckar abgebogen und dem Kocher gefolgt. Diesmal sollte es weiter am Neckar entlang gehen. Zunächst mußte ich aber Bad Friedrichshall schaffen, was gar nicht so einfach war. Am Ortsausgang habe ich wohl irgendwie den Radweg verloren, auf einmal fuhr ich auf einer 4spurigen Schnellstraße. Ich könnte schwören, daß dort kein Schild KFZ-Straße stand, ich also nicht unerlaubter Weise dort fuhr. Trotzdem war mir alles andere als Wohl dabei, und ich war froh, die Straße schon nach wenigen hundert Metern an der nächsten Ausfahrt zu verlassen.
Den Neckartalradweg fand ich erst in Neckarsulm wieder, wo ich auch auf die andere Flußseite wechselte. Von dort an, führte ein schöner Radweg direkt entlang des Neckars bis nach Heilbronn rein, wo ich erstmal eine ausgiebige Pause einlegte.
Aus Heilbronn raus ging es wieder nicht so, wie ich das geplant hatte. Der Weg am Neckar war unfahrbar und so folgte ich einem Weg über eine der Neckarinseln. Als ich bald danach wieder in Weinbergen stand entschloß ich mich, es für heute gut sein zu lassen. Ich suchte mir ein Plätzchen an den Weinbergen und blieb dort für die Nacht.
Trotz der Panne mit der Kupplung und einigen Schwierigkeiten beim Finden des richtigen Weges hatte ich mein Ziel für heute gut erreicht. Ich hatte immer noch rund 21 Kilometer Vorsprung vor meiner ursprünglichen Tourplanung, was will man mehr?