Datum | Mi 13.09.06, 06:32-18:27 | |
Strecke | Straßburg - Drusenheim - Neuburg - Karlsruhe - Hochstetten - Rußheim | |
gesamt | gefahren | |
Zeit | 11:54:40 | 08:07:45 |
Schnitt | 10,49 km/h | 15,38 km/h |
km/Vmax | 124,99 km | 32 km/h |
Wetter | 0-1 bft S, 15,4°-29,6° sonnig | |
GPS | Download als ZIP-Datei |
Planwagentour durch Deutschland, 23. Tag
13.09.06, Straßburg - Rußheim
Hätte ich heute morgen gewußt, was auf mich zukommt, dann wäre ich womöglich einfach liegen geblieben. Aber ich wußte es nicht, und so machte ich mich nach einer recht unruhigen Nacht, der Lärm kam wohl von einem nahegelegenen Kieswerk, gegen halb neun auf den Weg.
Der Rheinradweg verläuft nördlich von Straßburg auf einem Damm im Wald, zwar gut asphaltiert aber durch die vielen Bäume auch ziemlich schattig. Also waren es auch nur Kühle 15°, als ich losfuhr. Aber so sollte es nicht lange bleiben, denn schon nach etwa 5 Kilometern gabelte sich der Weg. Die Radwegschilder zeigten nach links, mein GPS nach rechts. Ich vertraute den Schildern, denn die sind im Zweifel dann doch aktueller als die Karten auf deren Grundlage ich meine Route programmiert hatte.
Der Weg führte etwa einen Kilometer weg vom Rhein, nach La Wantzenau hinein und dort durch eine Gasse wieder parallel zum Fluß. Ein Einheimischer zeigte mir noch an einer Gabelung in welche Richtung ich fahren sollte, na der mußte sich ja auskennen. Kurz hinter dem Ort verlief der Radweg dann über einen Schotterwerg, der mitten im Wald allmählich immer schmaler wurde. Hier hätte ich noch umkehren können, aber warum? Schmale Wege hatte ich schon viele erlebt, und immerhin fuhr ich dortlang, wo das Schild und ein ortskundiger Anwohner gewiesen hatten.
Ein paar hundert Meter weiter war der Weg dann so eng geworden, daß mir ein Umkehren mit dem Planwagen auch nicht mehr möglich war. Rechts und links des Weges hoher Bewuchs, ich konnte nur noch geradeaus. Laut Kartenanzeige des GPS konnte es aber nicht mehr weit sein, ehe ich wieder raus aus dem Wald und an den Rhein zurück kommen müßte.
Natürlich kam ich nicht raus aus dem Wald, und auch nicht an den Rhein. Nach etwa 2 Kilomtern stand ich vor einem kleinen Bach. Rüber konnte ich nicht, also blieb mir nur, dem Weg weiter zu folgen, der nun einen Bogen machte und immer enger wurde. Auf den Fotos ist übrigens noch lange nicht die engste Stelle zu sehen. Diese war so eng, daß ich sinnvollerweise eine Machete gebraucht hätte. Mir blieb nur, die Büsche so gut es ging von Hand zur Seite zu drücken und den Planwagen mit Gewalt durchzuziehen. Nach etwa 100 Metern war diese engste Stelle zum Glück überwunden und kurz darauf weitete sich der Weg wieder zu einem normalen Waldweg - und führte auf direktem Wege zurück nach La Wantzenau.
Wieder an der Abzweigung des Radweges auf dem Damm angekommen hatte ich also fast 2 Stunden verloren, war über 10 Kilometer gefahren und dabei keinen Meter weitergekommen. Mit jeder Menge Wut im Bauch folgte ich nun der Anzeige meines GPS. Und wen wunderts, dieses war der richtige Weg. Zumindest für etwa 2 Kilometer, denn dann zeigte wiederum ein Radwegschild in die falsche Richtung. Das Schild lotste mich auf einen Damm, auf dem es aber nur einen häßlichen Grasnarbenweg gab. Hinterm Damm führte hingegen ein schöner breiter asphaltierter Weg entlang, der allerdings per Schild gesperrt war, weil dort wohl Testfahrten von BMW stattfinden würden.
Normalerweise würde ich ein solches Schild ja beachten, aber dazu war ich einfach nicht in der Stimmung. Ich fuhr also auf der Straße, auf der ich tatsächlich einem BMW begnete. Aber die Straße war so breit wie eine Autobahn, und wären es gefährliche Hochgeschwindigkeitstests gewesen, dann wäre diese Straße sicher besser abgeriegelt worden.
Nach ein paar Kilometern kam ich dann ans andere Ende der „Teststrecke”, wo noch ein paar BMW-Leute rumstanden. Interessiert haben die sich aber nicht sonderlich für mich. Ich hingegen hoffte, nun mal eine Weile ohne Schwierigkeiten dem Rheinradweg folgen zu können. Diese Hoffnung hielt aber nicht lange.
Schon nach nur rund 3 Kilometern stand ich vor dem nächsten Hindernis. Der Weg hatte sich wieder stark verengt und endete vor einem Damm, auf den es aber kein raufkommen gab. Also mußte ich wieder umkehren und erst mal nach dem richtigen Weg suchen. Der zweite Weg, den ich an der letzten Gabelung probierte war es auch nicht, es blieb mir nur, den Rhein zu verlassen. Schon im nächsten Ort, Offendorf, fand ich dann das nächste Schild des Rheinradweges. Dieser verlief also tatsächlich nicht am Rhein, sondern über die Straßen abseits des Ufers nach Drusenheim.
Das letzte Stück vor Drusenheim gab’s dann auch tatsächlich weider einen Radweg entlang der Straße. In Drusenheim wurde erst mal eingekauft, und dann verlief der Weg doch wirklich am Rhein entlang. Nicht direkt am Rhein, sondern über eine fast unbefahrene Straße hinter dem Deich. Auch hier war die Straße wieder ultrabreit, aber außer gelegentlich einem Auto kein Verkehr. Hier begegneten mir auch die einzigen anderen Reiseradler, die ich in Frankreich zu Gesicht bekam. Ein Gespräch entwickelte sich leider nicht, dafür hatten die es wohl zu eilig.
Was zum meinem Glück nun noch fehlte war Wind, denn es war totale Flaute. Nun gut, immer noch besser als Gegenwind, aber der Rückenwind von gestern hätte mir sicherlich gut getan. Aber warum beschweren, es war ja tolles Sonnenscheinwetter und richtig schön warm.
Leider blieb der Weg nicht die ganze Zeit so schön zu fahren, in Höhe Beinheim mußte ein Kiesteich umfahren werden - natürlich auf dickem Schotter. Und dann war der Rheinradweg zwischen Munchhausen und Lauterbourg auch noch gesperrt, so daß man auf die Straße ausweichen mußte. Aber das war natürlich kein großer Umweg im Vergleich zu dem, was ich am Vormittag erlebt hatte.
Wieder am Rhein angekommen ging es geradewegs nach Deutschland rein. Die Grenze war zwar auf dem Radweg durch nichts gekennzeichnet, allerdings mehr als offensichtlich. Denn urplötzlich wird aus dem gut asphaltierten Weg ein Schotterweg - ich war wieder in Deutschland. Und ich hatte trotz einiger Umwege, 19 Kilometer mehr als geplant standen auf dem Tacho, mein Tagesziel erreicht. Da es aber erst 16:30 war, entschloß ich mich, noch weiter zu fahren.
Ab Neuburg fuhr ich auf dem Weg durch die Rheinauen, der ist tatsächlich gut ausgebaut und fährt sich schon fast französisch. Über den Rhein ging es dann bei Maximiliansau, direkt nach Karlsruhe hinein. Dort wurde erst mal eingekauft, und dann fuhr ich zum Schloß , wo ich im Schloßgarten erst mal eine ausgedehnte Pause einlegte. Wegen des schönen Wetters war jede Menge los, und ich wäre gerne noch länger geblieben.
Allerdings wurde wurden die Schatten immer länger, und ich brauchte noch einen Platz zum Schlafen. In den Karlsauen war einfach viel zu viel los, um dort ein ruhiges Plätzchen zu finden. Also mußte ich noch ein paar Kilometer fahren. Erst mal ging es 7 Kilometer schnurgerade durch die Karlsauen hindurch. Auch danach fand ich keine ruhige Stelle und mir wurde bald klar, daß ich wieder bis zum Rhein fahren müßte, um eine geeignete Stelle zu finden.
Über Hochstetten und Dettenheim ging es bis Rußheim, ehe ich wieder in die Nähe des Rheinradweges kam. Zwischen den Orten nur flache Felder und kaum ein Strauch, der mir etwas Deckung gegeben hätte. In Rußheim war es schon ziemlich dunkel geworden, und ich hatte ja immer noch Probleme mit der Beleuchtung des Planwagens.
Deshalb nahm ich die erstbeste Gelegenheit hinter Rußheim wahr und stellte mich direkt neben einen Wanderparkplatz. Dort war abends niemand mehr, und ich war auch noch nicht im Naturschutzgebiet, welches ein Stückchen weiter beginnt.
Trotz aller Widrigkeiten hatte ich es tatsächlich geschafft. Ich hatte nicht nur mein Tagesziel erreicht, ich war auch 125 Kilometer weit gefahren. Dieses war somit die längste Tagesetappe, die ich je mit dem Planwagen gefahren bin, und natürlich auch die längste Etappe dieser Tour.
Ich war etwa 44 Kilometer vor meinem Plan, und würde wie gehofft noch vor Düsseldorf einen Tag gut machen. Vor Düsseldorf deshalb, weil ich dort einen Pausentag geplant hatte, auf den ich aber ggf. verzichten will, falls das nötig sein wird.