Datum | Fr 22.09.06, 07:40-16:09 | |
Strecke | Barßel - Augustfehn - Bentstreek - Friedeburg - Wittmund - Carolinensiel - Harlesiel - Schillig | |
gesamt | gefahren | |
Zeit | 08:29:08 | 06:21:12 |
Schnitt | 11,15 km/h | 14,89 km/h |
km/Vmax | 94,63 km | 29,5 km/h |
Wetter | 2-4 bft SO, bis 26 km/h 18,5°-27,1°, sonnig |
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GPS | Download als ZIP-Datei |
Planwagentour durch Deutschland, 32. Tag
22.09.06, Barßel - Schillig
Ruhig war sie gewesen, die Nacht. Und auch warm, viel wärmer als noch die vergangenen zwei Nächte. Morgens wurde ich dann auch von strahlendem Sonnschein geweckt. Nach genauerer Betrachtung des Standplatzes stellte sich noch heraus, daß ich mitten in einer Burg gestanden hatte. Von der Burg ist zwar nichts mehr zu sehen, aber eine Bronzetafel, eingelassen in den wohl letzten Stein der Burg, erinnert daran.
So schön das Wetter auch war, der Wind hatte leider nicht gedreht. Er kam immer noch aus Südost, heute sogar noch etwas stärker. Da ich aber heute fast ausschließlich Richtung Norden fahren wollte, kam mir der Wind wohl ganz gelegen. Anfangs kam er zwar noch mehr von der Seite, aber nachdem ich die A28 überquert hatte, kam er fast die ganze Zeit von seitlich hinten und erleichterte mir so das Fahren.
Meine Route führte mich erst mal durch Augustfehn, ein unglaublich langer Ort, der aber größtenteils nur aus zwei Häuserreihen besteht. In der Mitte verläuft ein Kanal, auf der einen Seite die Duchgangsstraße auf der anderen eine schmalere Straße, die wohl nur von den Anwohnern benutzt wird. Solche Orte sind typisch für diese Gegend, und wie immer entschied ich mich natürlich für die ruhigere Seite, auch wenn hier der Straßenbelag nicht immer optimal ist.
Oft sind die Wege mit sehr schmalen Steinen gepflastert, die sehr an die Klinkersteine an Hauswänden erinnern. Je nach Alter des Belages kann das ganz schön ruppig sein, und einige Kilometer wurde ich auch mächtig durchgeschüttelt.
Hinter Augustfehn wurde es dann erstmal besser, da ich ab dort meist auf gut asphaltierten Wirtschaftswegen oder auf Radwegen neben der Straße unterwegs war. Viel Verkehr war auch nicht, und so war es bis Friedeburg eine ruhige, wenn auch auf Dauer eher eintönige Fahrt.
Von Friedeburg ging es erst mal Richtung Rußland weiter, und dann direkt nach Amerika! Nun, weder bin ich wahnsinnig geworden, noch fange ich an zu halluzinieren. Tatsächlich hat Friedeburg die Ortsteile Rußland und Amerika anzubieten, und wenn man schon mal dort ist, dann läßt man sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Durch Türkei hätte ich auch noch fahren können, aber das wäre dann doch ein zu großer Umweg gewesen.
Obwohl, Zeit hätte ich mehr als genug gehabt, denn ich hatte ja nicht nur die 3 Tage seit Freiburg aufgeholt und war auch noch einen Tag vor meiner ursprünglichen Planung, mittlerweile hatte ich auch erfahren, daß das mit meiner Verabredung am Sonntag in Wilhelmshaven nicht klappt. Na toll, warum habe ich mir überhaupt einen abgestrampelt?
Die Antwort auf diese Frage erhielt ich per Telefon genau zwischen Rußland und Amerika. Da erfuhr ich nämlich, daß an diesem Vormittag der Transrapid verunglückt war, wobei 23 Insassen getötet worden waren. Für mich war das ein ziemlicher Schock, vor allem, als ich mir klar machte, daß ich da auch hätte drin sitzen können.
Laut meiner ursprünglichen Planung wollte ich nämlich von gestern auf heute direkt an der Versuchsstrecke übernachten. Ich wäre dann also gleich heute morgen am Besucherzentrum gewesen und hätte wohl eine Fahrt gleich mit dem ersten Zug gemacht. Also genau mit dem, der verunglückt war. Nun wußte ich, warum ich mich so abgestrampelt habe.
Tief in Gedanken versunken machte ich mich bald auf den Weg Richtung Wittmund. Von diesem Stück der heutigen Etappe kann ich nicht viel berichten, so richtig habe ich das gar nicht wahrgenommen. Ich weiß nur, daß ich dann irgendwann in Wittmund auf dem Marktplatz stand. Dort machte ich erstmal Pause.
Diese Pause hatte ich schon während der Planung genau einkalkuliert, denn ich war durch Zufall im Internet über eine Webcam gestolpert, die genau auf diesen Platz gerichtet ist. Natürlich rief ich sofort meinen Bruder an, der mir ein aktuelles Bild der Webcam abspeichern sollte.
Es gibt ja sonst kaum Gelegenheit, mal ein Foto von sich selbst bei einer Tour aus etwas größerer Entfernung zu machen. Denn meine Kamera drücke ich nur äußerst ungern jemand anderem in die Hand, schon gar nicht, damit er damit erst mal hundert Meter fort geht.
Besondere Aufmerksamkeit erregte ich mit meinem Gefährt heute übrigens nicht. Niemand, der mal stehen blieb um sich den Planwagen genauer anzuschauen. Selbst im Vorbeigehen würdigten mich die meisten keines besonderen Blickes. OK, was ein richtiger Friese ist hat sowieso die Ruhe weg und würde sich seine Verwunderung ohnehin nicht anmerken lassen.
Ganz anders sind da schon die ostfriesischen Kühe. Am Ortsausgang von Wittmund kam ich an einer Weide vorbei, auf der etwa 20 davon rumstanden. Kaum sahen sie mich, kamen sie auch schon angerannt und verfolgten mich dann, zum Glück auf der anderen Seite vom Zaun. Die Weide war ziemlich lang, doch sie gaben keine Ruhe. Erst am Ende der Weide mußten sie sich dann geschlagen geben. Wer weiß, was die in mir gesehen hatten. Vielleicht kommt ja der Bauer auch immer zur Fütterung mit einem Planwagen angefahren.
Die 15 Kilometer von Wittmund nach Harlesiel waren, auch dank des Rückenwindes, schnell erledigt. Ich fuhr hier die ganze Zeit auf einem Radweg neben der Bundesstraße. Und dann hatte ich sie endlich erreicht: die Nordsee! Ich war also tatsächlich ganz vom Süden von Deutschland ganz in den Norden gefahren (wenn man Schleswig-Holstein mal unterschlägt).
Leider kam ich mit meinem Gefährt nicht ganz bis an den Strand heran. Auf der einen Seite des Hafens war Baustelle, und auf der anderen Seite ging es auch nicht. Aber das störte nicht, da würde sich noch eine passende Stelle finden, spätestens in Wilhelmshaven am Geniusstrand .
Nach Schillig sollten es nur noch 15 Kilometer sein. Kein Problem also, denn es war ja erst früher Nachmittag. In Schillig wollte ich auf dem Campingplatz übernachten, falls sich nicht vorher eine geeignete Gelegenheit zum Wildcampen anbot.
So eine Gelegenheit fand ich natürlich nicht. Ich konnte auch nicht den geplanten Weg direkt hinter’m Deich fahren, da machten mir schon in Harlesiel die ersten Schafzäune einen Strich durch die Rechnung. Anfangs fuhr ich auf einem Weg zwischen den Deichen. Der war aber so frei von jeglichem Bewuchs, daß ich mich bald hinter den zweiten Deich verzog, in der Hoffnung, bald einen Platz zum Campieren zu finden.
Aber ich mußte bis Schillig fahren, denn einen geschützten Platz fand ich nicht. Und auch in Schillig wurde es mir nicht gerade leicht gemacht. Ich fuhr direkt zu dem ausgeschilderten Badestrand mit Campingplatz . Allerdings war am Eingang die Schranke runter und es war auch niemand an der Kasse. Ein anderer Camper, der gerade vorbeikam, sagte mir, ich solle mich einfach auf den Platz stellen und später noch mal zur Kasse kommen, dann wäre wohl jemand da. Ansonsten einfach morgen früh bezahlen, so wie das ja auf vielen Campingplätzen üblich ist, wenn man zu spät ankommt.
Ich suchte mir also ein Plätzchen und machte erst mal Abendessen. Nach etwa einer halben Stunde stand dann auf einmal ein Platzwart hinter mir und schnauzte mich an, was ich hier zu suchen hätte und wo meine Quittung wäre. Ich erklärte ihm die Situation und er Befahl! mir, mich sofort zur Kasse zu begeben. Die wäre jetzt besetzt.
Ich ging also zur Kasse und … sie war natürlich nicht besetzt. Und von dem Aufseher keine Spur. Also ging ich wieder zum Wagen und wartete. Bald kam auf der Aufseher wieder und wollte wissen, warum ich immer noch nicht bezahlt hatte. Und erst jetzt gab er mir die Auskunft, daß ich am falschen Kassenhäuschen war. Was ich nämlich von hier aus nicht sehen konnte war, daß hinter dem Deich, vor dem ich stand, der Campingplatz noch weiter ging. Und zwar noch viel weiter, die Kasse war nämlich rund einen Kilometer entfernt.
Auch jetzt erfuhr ich erst, daß ich in einem für Besucher gesperrten Bereich des Campingplatzes stand, der nur für Personal ist. Warum frage ich mich, steht das nirgendwo? Und warum muß man sich zweimal barsch anschnauzen lassen, ehe man das erfährt?
Ich ging also zur Kasse. Und immerhin, nachdem ich bezahlt hatte bekam ich ein Schild für meinen Wagen und die Erlaubnis, dort stehen zu bleiben, wo ich stand. Einen Vorteil hatte ich dadurch sowieso nicht, denn in dem Bereich gab es nur die Toiletten und Duschen für die Strandbesucher, nichts besonderes also. Immerhin stehe ich einigermaßen windgeschützt.